Blende, ISO und Belichtungszeit - Basiswissen

Als Einsteiger in die Fotografie hast Du es nicht leicht. Die Kameraauswahl ist riesig und Fachbegriffe erschlagen Dich. Hier erkläre ich Dir Blende, ISO und Belichtungszeit. Und am Ende wartet noch eine kleine Überraschung auf Dich.

Blende, ISO und Belichtungszeit - Basiswissen

Als Einsteiger in die Fotografie hast Du es wirklich nicht leicht. Nicht nur, dass Du Dich durch eine Riesenauswahl von Kameras, Objektiven und Zubehör kämpfen musst. Nein, Deine Wunschkamera erschlägt Dich auch noch mit Fachbegriffen. In diesem Tutorial schauen wir uns die Begrifflichkeit Blende, ISO und Belichtungszeit an und ich erkläre Dir, wie diese zusammenhängen. Am Ende dieses Tutorials gibt es einige Rezepte, die Dir den Einstieg vereinfachen werden.

Was bedeuten die Begriffe Blende, ISO und Belichtungszeit überhaupt

Alle 3 Begriffe beschreiben, wieviel Licht auf den CCD-Sensor Deiner Kamera gelangt. Indem Du mit diesen 3 Werten variierst, kannst Du flexibel auf das Umgebungslicht reagieren oder Einfluß auf den Bildlook nehmen. Aber werden wir jetzt mal konkret:

Belichtungszeit

Mit der Belichtungszeit steuerst Du, wie lange das Licht auf den Sensor Deiner Kamera gelangen kann. Je länger, desto mehr Lichtinformationen speichert der Chip. Das ist ein großer Unterschied zum menschlichen Auge, welches kein Licht speichern kann. Fotografierst Du mit wenig Umgebungslicht, benötigst Du eine längere Belichtungszeit.

Belichtungszeiten haben in den meisten Kamera Werte von 1/8000s — 30s. Zusätzlich gibt es noch den sogenannten Bulb-Modus. In diesem Modus kannst Du solange belichten wie Du willst (Minuten bis zu Stunden). Es ist dabei ratsam, einen Fernauslöser und Stativ (oder eine feste Ablage für die Kamera) zu benutzen, um Verwacklungen zu vermeiden.

Blende

Die Blende ist etwas speziell, denn sie reduziert künstlich den Einfall des Lichts, indem sie den Querschnitt des Objektivs verkleinert bzw. vergrößert. Erschwerend kommt noch hinzu, dass große Blendenwerte (z.B. 22) einen kleinere Querschnitt, während kleine Blendenwerte einen entsprechend großen Querschnitt beschreiben.

Mit der Blende kannst Du aktiv den Bildlook bestimmen. Verwendest Du eine kleine Blende, z.B. 2.8, dann wird nur das Motiv auf das du fokussierst scharf. Der Hintergrund wird unscharf abgelichtet. Der Blendenwert hat somit einen direkten Einfluss auf die Tiefenschärfe. Tiefenschärfe beschreibt, wie groß der Entfernungsbereich ist, indem das Motiv noch scharf abgebildet werden kann.

Allerdings solltest Du nicht zu kleine Blendenwerte wählen. Alles ab Blende 16 führt zu Beugungsunschärfen, da sich das Licht durch das kleines Loch der Blende quetschen müssen. Dabei werden manche Lichtstrahlen abgelenkt und führen dann zu einem unscharfen Bildeindruck.

ISO

Der ISO-Wert beschreibt die Empfindlichkeit des Sensors auf den Lichteinfall. Bei einem niedrigen ISO-Wert reagiert der Sensor nicht so stark auf das einfallende Licht, als wenn der Wert entsprechend hoch ist. Bei hohen Werten besteht allerdings die Gefahr des sogenannten Bildrauschens. Dieser Effekt tritt auf, wenn der Sensor soviel Licht verarbeiten muss, dass elektronische Interferenzen auftreten, die dieses Rauschen verursachen.

Das magische Dreieck

Stelle Dir diese 3 Werte als gleichschenkliges Dreieck vor. Wenn Du an einer Ecke eines Dreiecks ziehst, dann verändert sich der Winkel dieser Ecke, aber gleichzeitig muss sich der Wert mindest einer anderen Ecke ebenfalls ändern, damit das Dreieck ein Dreieck bleibt.

Behalte diesen Zusammenhang immer im Sinn, dann fällt es Dir in Zukunft leichter mit diesen Werten zu jonglieren.

Die verschiedenen Kamera-Modi

Moderne Kameras haben viele Aufnahme-Modi. Von der Vollautomatik über Kreativprogrammen bis hin zum manuellen Modus bietet sie Dir verschiedene Optionen. Hier wollen wir uns nur auf einige wesentliche Modi beschränken. Deine Kamera hat wahrscheinlich ein Einstellrad, mit dem Du die verfügbaren Aufnahme-Modi einstellen kannst:

  • Auto — die Kamera bestimmt alle Einstellungen selber
  • P — Die Programmautomatik unterstützt Dich bei der Wahl der Aufnahmeparameter, Du hast nur deutlich mehr Eingriffsmöglichkeiten als im Auto-Modus.
  • A — Du hast die Möglichkeit die Blende und ISO einzustellen. Die Belichtungszeit errechnet die Kamera selbständig.
  • S — Ähnlich wie der A-Modus, nur dass Du hier die Verschlusszeit und ISO einstellen kannst. Die Blende errechnet die Kamera für dich.
  • M — In diesem Modus hast Du die volle Kontrolle über die Aufnahmeparameter. Du hast keine Unterstützung durch die Kamera bei der Ermittlung der Werte mehr, hast dadurch aber auch die vollkommene Freiheit.

Welchen Modus Du in welchen Situationen präferierst musst Du für Dich selber herausfinden. Ich bin ein großer Freund des A-Modus, da ich bevorzugt die Blende als variablen Einstellwert nutze. Natürlich gibt es Situationen bei denen ich jegliche Automatik der Kamera als hinderlich empfinde. Dann nutze ich den M-Modus und stelle alles so ein, wie ich es brauche.

Rezepte für ein gut belichtetes Foto

Zu guter Letzt und nach der viele Theorie gebe ich Dir ein paar Rezepte mit an die Hand, die Dir hoffentlich zu Beginn etwas helfen.

Landschaftsfotos

Bei Landschaftsfotos möchtest Du üblicherweise, dass möglichst viel scharf auf dem Foto abgebildet ist. Kleine Blendenwerte sind dabei kontraproduktiv, da die Tiefenschärfe — je nach Objektiv — sehr klein wird. Als guten Startpunkt kannst Du hier das folgende Setup nehmen:

Bei ISO 100 machen Kameras die besten Bilder, die Farben erscheinen farbiger und Bildrauschen ist quasi nicht vorhanden. Wenn die Lichtverhältnisse einen ISO-Wert von 100 nicht zulassen, kannst Du den Wert natürlich erhöhen. Alternativ kannst Du ein Stativ nutzen und die längere Belichtungszeit in Kauf nehmen. Nutze am besten einen Fernauslöser oder die Zeitauslösefunktion der Kamera, um Verwacklungen beim Auslösen der Kamera zu vermeiden.

Tierfotos

Tiere bewegen sich und häufig auch so schnell, dass sehr kurze Belichtungszeiten jenseits der 1/200s benötigt werden. Deswegen ist der S-Modus dafür besser geeignet.

In diesem Fall hast Du auch die Möglichkeit den ISO-Wert auf Auto zu stellen. Das bedeutet, dass die Kamera versucht einen sinnvollen ISO- und Blendenwert zu ermitteln, damit Deine eingestellte Belichtungszeit erfüllt werden kann.

Portraits

Bei Portraits gibt es viele verschiedene Stilmöglichkeiten. Ich möchte Dir hier nur zwei davon aufzeigen und Dir die möglichen Einstellungen vorstellen. Die erste Möglichkeit ist es, den Hintergrund des Portraits unscharf abzulichten. Dafür nimmst Du einen kleinen Blendenwert und fokussierst die Augen Deines Models. Achte aber darauf, dass die errechnete Belichtungszeit nicht länger als 1/100s ist. Falls das nicht der Fall ist, sorge für mehr Licht oder erhöhe den ISO-Wert.

Eine andere Art eines Portraits ist es, wenn Du das ganze Gesicht des Modells scharf ablichten willst, wie für Businessfotos zum Beispiel. Dafür benötigst Du eine Blende 8–11. Ansonsten gelten die selben Hinweise, wie für das erste Beispiel.

Sternfotografie

Sternfotografie ist das klassische Metier des M-Modus. Du hast die Möglichkeit lange zu belichten, einen kleinen Blendenwert zu nehmen und den ISO-Wert einzustellen, bei dem sich das Rauschen Deiner Kamera im Rahmen hält.

Die mögliche Belichtungszeit, die Du einstellen kannst, bei der die Sterne noch rund abgebildet werden, kannst Du mittels dieser Formel errechnen:
500/(CropFactor*Brennweite)= Belichtungszeit in Sekunden

Falls Du mit einer Vollformatkamera fotografierst, ist der Crop-Factor immer 1, ansonsten meistens zwischen 1,5 und 2. Weitere Informationen zu dem Thema Coop-Faktor findest Du auch hier.

Zusammenfassung

Ich hoffe, dass diese kurze Zusammenfassung der drei wesentlichen Einstellungen von Blende, ISO und Belichtungszeit Dir weiterhilft, Fotos in der Qualität zu machen, wie Du es dir wünschst.


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