Mondfotografie mit Capture One Pro und Affinity Photo

PICTOR PHOTOGRAPHY - Archive
4 min readJan 20, 2019

Unser nächtlicher (manchmal ja auch tagsüber) Begleiter bietet sich wie kein anderes Himmelsobjekt an, fotografiert zu werden. Er bietet viele Details, große Kontraste, verschiedene Phasen. Kurz gesagt: der Mond ist ein sehr interessantes Model. Dieses Tutorial hilft dir die Fallstricke bei der Mondfotografie zu umgehen.

Mondfotografie ist so leicht und doch so schwer

Allerdings sind die ersten Bildergebnisse eher ernüchternd: der Mond ist sehr klein (1), die Schärfe lässt zu wünschen übrig (2), das Bild sieht oft sehr verwaschen und grisselig aus (3). Woran liegt das?

  1. Auch wenn der Mond sehr groß am Himmel erscheint, der Vollmond ist lediglich 0,5° im Durchmesser. Fotografierst Du mit einer 300mm Brennweite auf Vollformat wird der Mond grade mal 2,7 mm gross auf dem Sensor abgebildet. Das sind also kaum 10% des Sensors.
  2. Die Atmosphäre der Erde besteht aus einzelnen Waben, die ihre Durchsicht steig verändern. Du muss also eine gute Durchsicht erwischen, um ein scharfes Bild des Mondes machen zu können.
  3. Das hat als Ursache den gleichen Grund. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Waben teilweise nicht so groß sind, wir der Monddurchmesser. Das potenziert das Problem nur noch mal.

Die richtige Belichtung

Der Mond hat sehr dunkel Stellen, die Mare (Meere) und sehr helle Stellen (Kraterregionen). Um die richtige Belichtung zu finden, konzentriere Dich auf die Kraterlandschaft im Süden des Mondes. Spiele mit den Werten ISO, Blende und Belichtungszeit. Mit Blende 8 machst du grundsätzlich nie etwas falsch. Die ISO kann 100 betragen. Je nach Helligkeit des Mondes wirst Du feststellen, dass eine Belichtungszeit von 1/1000s völlig ausreicht.

Serienaufnahmen

Um dem Effekt unserer Atmosphere entgegen zu wirken, sind Serienaufnahmen ein probates Mittel. Da sich die Durchsicht der Waben in der Atmosphäre permanent ändern, hast Du mit Serienaufnahmen eine gute Chance scharfe Bilder zu machen. Teilweise sind auch nur Teile eines Bildes scharf. Die Einzelbilder stacken wir später mit Affinity Photo.

Brennweite, Brennweite, Brennweite

Auch wenn so oft der Spruch angebracht ist, das Größe nicht ausschlaggebend ist, hier ist das der Fall. Je mehr Brennweite Du hast, desto besser.

Das Crux mit der Erdbewegung

Wenn Du die Kamera auf einem Stativ montiert hast, wirst Du merken, wie sich der Mond langsam aus dem Blickfeld der Kamera wandert. Dieser Effekt nimmt bei höheren Brennweiten zu, da sich durch eine höhere Brennweite der Blickwinkel reduziert. Schuld ist der Effekt der Erdrotation und die Eigenbewegung des Mondes. Es gibt spezielle Montierungen, die Motoren haben, die diese Rotation ausgleichen.
Hast Du eine solche Montierung nicht, dann solltest Du die Serienaufnahmen relativ zügig erledigt haben, da es sonst später beim Zusammenfügen der Einzelbilder es zu Problemen kommen kann.

Tethering der Aufnahmen

Du kannst die Kamera dann direkt an Deinen Laptop anschließen, somit hast Du direkt eine perfekte Kontrolle der Aufnahmen. Das ist viel praktischer als über das kleine Kameradisplay. In Capture One Pro hast Du auch die Möglichkeit die wichtigen Parameter, wie Belichtungszeit, ISO, direkt über die Software einzustellen. Darüberhinaus gibt es noch den LiveView, der Dir das Bild so zeigt, wie das Display es Dir auch anzeigen kann.

Stacking der Aufnahmen

Nachdem Du die gewünschte Anzahl Aufnahmen gemacht hast — ich würde mindestens 20 Aufnahmen machen, gerne deutlich mehr — musst Du diese für das Stacking vorbereiten. Ich sortiere die ganz schlechten aus und exportiere den Rest dann in Originalgröße als TIFF in ein Verzeichnis. Danach starte ich Affinity Photo und wähle Datei -> Neue Fokuskombination. Es öffnet sich ein Dialog, in dem ich alle exportierten TIFFs per Dateidialog hinzufüge. Mit dem Klick auf OK beginnt Affinity Photo seine Arbeit. Das dauert — je nach Anzahl und Größe der Bilder — einige Zeit.

Das fertige Bild exportierst Du dann als TIFF in den Auswahlordner der Capture One Sitzung (Du benutzt doch Sitzungen, oder?). Wenige Sekunden danach, wird Dir das Bild in Capture One Pro dann angezeigt.

Finetuning in Capture One Pro

Jetzt beginnt der spannende Teil. Was lässt sich noch aus dem Bild herausholen? Starte am besten mit dem Belichtungswerkzeug. Korrigiere die Belichtung, füge etwas Kontrast hinzu. Mit etwas mehr Sättigung wird der Mond etwas plastischer. Mit dem HDR-Werkzeug kannst Du zu dunkle bzw. helle Stellen korrigieren.

Für Wow-Effekte ist die Schärfe wichtig. Nutze dazu das Schärfe- und Klarheit-Werkzeug. Übertreibe es nicht und wirf immer einen kritischen Blick auf die 100% Ansicht. Die verrät Dir sofort, wenn Du einen Regler überstrapaziert hast.

Zusammenfassung

Für die Mondfotografie benötigst Du Brennweite, ein Stativ und etwas Geduld. Serienaufnahmen sind ein Muss, um mit Stacking die Erdatmosphäre zu überlisten. Arbeite schnell und konzentriert, damit Dir die Erdrotation und die Eigenbewegung des Mondes keinen Strich durch die Rechnung macht.

Übrigens die Webseite der Astronomischen Vereinigung Urania hilft Dir bei der Berechnung der ganzen Parameter.

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